This is the leading motivation for a grant proposal I just filed. Venture-capital funded open source is good for society? Oh no, how dare I. The proposal will probably be rejected for heresy.
Kommerzielle Open-Source-Unternehmen sind Unternehmen, welche Produkte und Dienstleistungen auf Basis einer Software bereitstellen, die zu Teilen oder auch vollständig der Welt kostenfrei unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung steht.
Eine wichtige Unterkategorie dieser Unternehmensart sind Einzelhersteller-Open-Source Unternehmen (“single-vendor open source firms”). Diese Unternehmen entwickeln eine marktrelevante Software und bieten sie als Produkt unter einer proprietären Lizenz potentiellen Kunden an. Gleichzeitig stellen diese Unternehmen die Software teilweise oder auch vollständig der Welt unter einer Open-Source-Lizenz zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung. Die Software ist also unter (mind.) zwei Lizenzen verfügbar. Wesentlich ist, dass die Unternehmen immer alle Rechte an ihrer Software behalten und sich diese nicht durch externe Beiträge verwässern lassen—damit bleiben sie frei in Geschäftsstrategie und Lizenzgestaltung. Kunden kaufen trotz kostenfreier Open-Source-Version der Software, um etwas zu erhalten, was nicht kostenfrei bereitgestellt wird: Erweiterte Geschäftsfunktionen, der sichere Betrieb als Cloud-Dienst, Hotline und Support, etc.
Beispiele für Einzelhersteller-Unternehmen sind MongoDB, MariaDB, Terraform, Elastic, Redis, uvm. Die genannten Unternehmen sind Einhörner mit einer Marktbewertung von jeweils mehr als einer Milliarde US Dollar.
Die genannten Beispielunternehmen waren nicht die ersten im Markt. Vielmehr entpuppte sich die Open-Source-Strategie als probates Mittel, zu Marktführern aufzuschließen und diese zu überholen. Es handelt sich also um eine disruptive Geschäftsstrategie.
Die Unternehmensstrategien lassen sich auch in Deutschland replizieren. Sie implizieren dank Open Source eine “product-led growth” und heben den Wert der Ingenieursleistung relativ zu Vertrieb und Marketing, spielen also deutschen Stärken in die Hand.
Die genannten Beispiele und viele andere wurden von Risikokapitalgebern finanziert und stammen aus dem Silicon Valley. Es wurde also Risikokapital in Software umgesetzt, welche in wesentlichen Teilen der Öffentlichkeit als Open-Source-Software zur Verfügung steht. Es ist selten, dass Risikokapital der Gesellschaft so direkt dient. Man schätzt, dass auf einen zahlenden Kunden mind. zehn nicht zahlende Nutzer:innen kommen.
Unternehmen dieser Art gibt es seit den neunziger Jahren. Breit verstanden im Silicon Valley wurden sie etwa ab 2004, erkennbar am Zufluss von Risikokapital. Ab 2009 mit dem Anstieg von Cloud-Diensten wurde eine dritte Runde dieser Geschäftsstrategie eingeläutet.
Tabelle 1 stellt den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert des Modells dar.
Traditionelles Geschäftsmodell | Einzelhersteller- Open-Source-Modell | |
Für Disruption gegen das Silicon Valley geeignet | Nur mit signifikanter technischer Innovation | Auch ohne signifikante Innovation |
Bevorzugte relative Stärke des Geschäftsmodells | Marketing und Vertrieb (relative U.S.-Stärke) | Ingenieurleistung (relative deutsche Stärke) |
Gesellschaftlicher Wert | Geringer; Risikokapital dient der Allgemeinheit nicht | Hōher, dank kostenfreier Open-Source-Version |
Seit etwa acht Jahren allerdings läutet sich eine vierte Runde ein, in der die Einzelhersteller von der Open-Source-Strategie drohen Abschied zu nehmen.
Seit der dritten Runde war der wesentliche Kaufanreiz gegenüber der kostenfreien Open-Source-Version für Kunden der Betrieb der Software als Cloud-Dienst gewesen.
Mit dem Aufkommen der Hyperscaler (AWS, Google Cloud, Microsoft Azure) traten Konkurrenten auf den Plan, welche die Open-Source-Software zum Teil genauso gut und günstig in der Cloud betreiben können wie die ursprünglichen Hersteller.
Aus diesen Gründen haben manche Hersteller begonnen, von Open-Source-Lizenzen Abstand zu nehmen und sind dabei, auf Lizenzen zu wechseln, welche zwar kostenfreie Nutzung erlauben, aber den Wettbewerb mit dem Einzelhersteller ausschließen (sog. “source-available”, “non-compete”, “fair code”, “fair source”, etc. Lizenzen).
Mit einem etwaigen Verschwinden der Verwendung von Open-Source-Lizenzen würden auch die Vorteile dieses Geschäftsmodells für die deutsche Gesellschaft verschwinden.
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